Das Veilchen

Ein Veilchen auf der Wiese stand
gebückt in sich und unbekannt;
es war ein herziges Veilchen.
Da kam eine junge Schäferin,
mit leichtem Schritt und muntern Sinn,
daher, daher
die Wiese her, und sang.

Ach! Denkt das Veilchen, wär ich nur
die schönste Blume der Natur,
ach nur ein kleines Weilchen,
bis mich das Liebchen abgepflückt
und an dem Busen mattgedrückt.
Ach nur, ach nur
ein Viertelstündchen lang!

Ach! Aber ach! Das Mädchen kam
und nicht in acht das Veilchen nahm,
zertrat das arme Veilchen.
Es sank und starb und freut sich noch:
und sterb ich denn, so sterb ich doch
durch sie, durch sie,
zu ihren Füßen doch.

Johann Wolfgang von Goethe

Die letzte Woche #Köln

Irgendwie habe ich das Gefühl, dass ich mich jede Woche gewundert habe, wie schnell die Zeit doch vergeht. In der sechsten und letzten Woche war es wieder einmal genauso. Natürlich waren es wegen Karfreitag nur vier Arbeitstage, aber die Osterfeiertage bescherten dafür umso mehr Arbeit. Neben der speziellen Musikplanung, mussten mehrere Gewinnspiele vorbereitet werden. Für mich absolutes Neuland, vor allem das ganze Regelwerk abzustecken und festzuhalten. Und dann müssen noch alle Beteiligten (Moderatoren, RvD, Hotline…) gebrieft werden. Davor muss einem aber natürlich noch die zündende Idee für ein musikalisches Rätsel kommen. Dass eine Verlosung von CDs oder Konzertkarten so komplex sein kann, hätte ich ehrlich gesagt nicht gedacht. Aber wieder einmal was Neues gelernt und mitgenommen für’s spätere Berufsleben. Ich war so vertieft, dass ich abends gar nicht gemerkt habe, wie spät es schon ist. Überstunden, die im Endeffekt aber nicht weh getan haben.

Am Mittwochnachmittag war mein Abschlussgespräch mit dem Redaktionsleiter angesetzt. Es war ein sehr nettes, offenes und ehrliches Gespräch. Wir haben gemeinsam meine Praktikumszeit reflektiert und es war durchweg positiv. Diese Redaktion war vom ersten Tag an sehr persönlich, was mir gut gefallen hat, und so verlief auch dieses Gespräch. Ich konnte es schließlich kaum glauben als der Musikchef sagte, dass er mich am liebsten in Köln behalten und sofort einstellen würde, wenn er könnte. Es ist aber derzeit leider kein Platz frei… Man kann sich gar nicht vorstellen, wie lange ich auf solch einen Moment gewartet habe. Immer habe ich gesagt bekommen, dass ich Praktika machen muss, um ein Netzwerk aufzubauen. Denn journalistische Stellen werden in den meisten Fällen nicht ausgeschrieben, sondern man erfährt von Kollegen, Bekannten oder Freunden, wenn in einer Redaktion ein Platz frei wird. Das Feedback meiner Praktika war bisher stets positiv, aber nie in diesem Ausmaß. Endlich habe ich das Gefühl, dass meine Arbeit Früchte trägt. Endlich. Ein wunderbares Gefühl, das mich fast zu Tränen rührte.

Der letzte Tag in der Musikredaktion war emotional. Es war immer noch viel zu tun, aber am Nachmittag nahmen sich alle ein paar Minuten, um mich gemeinsam zu verabschieden. Wir saßen beisammen und aßen Muffins, die ich zum Abschied gebacken hatte. Schließlich zauberte ein Redakteur eine große Tüte mit Abschiedsgeschenken hervor: CDs, Bonbons, ein Glas mit dem Senderlogo, ein Buch, ein Kugelschreiber und und und. Als dann alle Redakteure sich einig waren, dass sie es bedauern ab jetzt auf mich verzichten zu müssen, kam der erste Schluchzer meinerseits. Ich musste versprechen regelmäßig zu berichten, wie mein beruflicher Weg verläuft und dass ich die Redaktion besuchen müsse, sobald ich wieder einmal in Köln bin. Alle nahmen mich in den Arm, ich bekam die Handynummer vom Chef und war ehrlich gerührt. So nahe war ich mit Kollegen bisher noch nie. Nicht einmal bei meinem sechsmonatigen Praktikum vor gut einem Jahr. Schade, dass es so schnell vergangen ist…

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Wie sehr habe ich mich auf die Zeit in Köln gefreut und mich gefragt, was diese sechs Wochen mir bringen werden. Das Ergebnis fällt durchweg positiv aus. Und bereits nach zwei Tagen zurück im Südwesten muss ich gestehen, dass mir Köln doch schon etwas fehlt. Die Stadt ist toll und ist für später – nicht nur medientechnisch – definitiv eine Option. Das Angebot des Redaktionsleiters ihn in allen Lebenslagen um Rat fragen zu dürfen, werde ich auf jeden Fall annehmen.

Monthly Delights 03/13

Gelesen Zum ersten Mal eine Graphic Novel und zwar über Johnny Cash.

Gehört Emeli Sandé live.

Gegessen Sehr, sehr gute Currywurst mit Pommes. Gott sei Dank gibt es Currywurst! :)

Gesehen Eine Freundin nach langer Zeit wieder und wie man niedliche und leckere Bonbons von Hand macht.

Gekauft „Kind of Blue“ von Miles Davis und ich höre es immer wieder…

Gewünscht Dass es endlich Frühling wird. So langsam reicht es wirklich mal mit der Kälte.

Gestaunt Wie schnell meine sechs Wochen in Köln vorbei waren… Leider.

Die Inspiration für diese Kategorie kam durch LifeReport. Hier geht es zu seiner wöchentlichen Rubrik “Immer wieder sonntags”.

5. Woche #Köln

Wieder ist eine Praktikumswoche vergangen. Und aufregend war diese Woche auch wieder einmal. Auf einige Erfahrungen hätte ich aber verzichten können.

Der Start in die Woche war ziemlich erfolgreich, denn der Musikchef korrigierte in meiner Anwesenheit das von mir geplante Musikprogramm. Aber korrigiert hat er nicht viel. Er war äußerst zufrieden mit meiner Arbeit und gab mir grünes Licht auch weiterhin das Musikprogramm für den Sender zu planen. Das ist natürlich super, ich habe wirklich Spaß an der Musikplanung. Schon allein, weil ich lange darauf gewartet habe, das endlich einmal selbst zu machen, und nicht nur zuschauen zu müssen.
Die Osterfeiertage rücken immer näher und so wurde es auch umso dringlicher die musikalische und inhaltliche Planung der einzelnen Tage voranzutreiben. Ich hatte viele Ideen und Vorschläge, die positiv aufgenommen wurden. Für Karfreitag habe ich mich durch eine große Sammlung an Akustiksessions gehört, um feiertagstaugliche Stücke herauszufiltern.
Der Gang in die Kantine an diesem Montag war quasi mit einem Bauchmuskeltraining zu vergleichen. Wir lagen fast am Boden vor Lachen. Ja, an guter Laune mangelt es den Kollegen der Musikredaktion auf keinen Fall. Die Menschen an den anderen Tischen beäugten uns misstrauisch – und vielleicht auch ein wenig neidisch.

Damit ich nicht nur in der Musikredaktion mein Unwesen treibe, sollte ich auch noch andere Redaktionen und Arbeitsbereiche des Radiosenders kennenlernen. Und so machte ich am Dienstag einen Ausflug in die Onlineredaktion. Der Tag stellte sich als zäh und extrem langweilig heraus. Zum einen saß ich den ganzen Tag nur nebendran und schaute zu, wie gelangweilte Menschen Texte von Redakteuren aus den anderen Redaktionen in vorgefertigte Masken eingaben. Journlistische Arbeiten im weitesten Sinne fallen dort anscheinend nur beim Erstellen einer Bildergalerie an… Gähn. Zum anderen war genau an diesem Tag diese Domian-Facebook-Geschichte aktuell. Wie dieses Thema in der Onlineredaktion (man beachte: Onlineredaktion) behandelt wurde, fand ich um ehrlich zu sein fragwürdig. Sie wurde nicht ignoriert, hatte aber unterste Priorität. Meine Meinung teilte immerhin die jüngste Redakteurin in diesem Kreis, die mir später noch von ihrem Kampf, den älteren Kollegen die Wichtigkeit von Social Media in der heutigen Gesellschaft beizubringen, erzählte. Ich denke, das Problem ist generationsbedingt. Schade.

Am Mittwoch stand ich um 8 Uhr morgens im ersten Meeting in der Sendevorbereitung- und abwicklung. Ich wurde weder vorgestellt, noch beachtet. Der Tonfall hier eiskalt, bissig und irgendwie genervt. Das habe ich so bisher wirklich noch nicht erlebt. Jede Kleinigkeit wurde bis ins Detail ausdiskutiert und ich hatte in dieser Runde ein zunehmend unbehagliches Gefühl.
Die Redakteurin, der ich an diesem Tag über die Schulter schauen sollte, war aber immerhin wirklich nett. Leider hatte sie nicht wirklich Zeit auf mich einzugehen und so versuchte ich mir selbst zu erschließen, was da gerade vor sich ging. Auch wenn ich weiß, wie eine aktuelle Sendung geplant, vorbereitet und abgewickelt wird, ist es von Redaktion zu Redaktion unterschiedlich. Wie die Redakteurin mir zwischendurch erklärte, wurden mehrere Stellen gestrichen. Die Arbeit muss nun aber von den anderen übernommen werden. Deshalb nur Hektik, Stress und nicht einmal Zeit für eine Pause. Nach über sechs Stunden kurz vor Ende der von ihr betreuten Sendung, raste die Redakteurin aus der Regie auf die Toilette. Eigentlich wäre dafür keine Zeit gewesen, aber es ging nicht anders. Und ich hatte zu diesem Zeitpunkt einfach nur Hunger. Ich wusste ja nicht, dass es keine Pause geben werde.
Zum Abschluss wurde ich schließlich von einer hereinkommenden Technikerin angemault, was mir einfallen würde einfach Fenster aufzureißen und hier im Weg rumzustehen. Ich solle gefälligst verschwinden. Autsch. Es ist mir während meiner bisherigen Praktika noch nie passiert, dass jemand so herablassend mit mir geredet hat, auch wenn ich eben „nur“ eine Praktikantin war/bin. Schon gar nicht im Rundfunk! Bisher hatte ich immer mit Menschen zu tun, die ihren Job geliebt haben und das war deutlich zu sehen. Genau das gefällt mir ja auch daran. Naja, immerhin war die betreuende Redakteurin zur Stelle und gab mir zu verstehen, dass ich nicht auf diese Frau hören solle, weil sie „generell schwierig“ sei. Gewurmt hat es mich trotzdem. Besonders weil ich den ganzen Tag nur zuschauen konnte und keiner wusste, wer ich bin und warum ich eben so blöd da rumstehe. Ich hoffe für mich einfach nur, dass ich niemals in solch einer Redaktion arbeiten muss.

Am Donnerstag war ich einfach nur froh wieder in der Musikredaktion sein zu können. Dort erwarteten mich hilfsbereite und liebenswerte Menschen, die einem einen guten Morgen wünschen und nicht nur als Praktikantin abtun. Ja, hier fühle ich mich wohl, weil alles sehr vertraut und freundlich ist. Ein wunderbares Arbeitsklima eben.
Da am Abend der Echo verliehen wurde, stand der Tag ganz im Zeichen dieser Preisverleihung. Aktuelle Berichte, Interviewtöne und Moderationen mussten zeitnah ver- bzw. bearbeitet werden. Manche Moderatoren kamen voller Euphorie auf die wildesten Ideen (z.B. Michael Wendler oder Die Amigos auf einem Pop-/Rocksender zu soielen), die ihnen als zuständige Redaktion wieder ausgerechnet werden mussten.
Neben dem Echo habe ich einen weiteren Tag voller wunderbarer Musik geplant und zum ersten Mal angefangen ein Gewinnspiel zu planen.

Am Freitag fand morgens zunächst eine Nachbesprechung der Echo-Verleihung statt. Unser Musikchef sollte der Veranstaltung am Vortag eigentlich vor Ort in Berlin beiwohnen, kam aber aufgrund der Streiks nicht von Köln weg. Da dies ein wichtiges Ereignis im Musikgeschäft ist, war er nicht besonders gut gelaunt. Dies versuchte er sich aber nicht anmerken zu lassen, was ihm auch gelang.
Der Tag war schließlich einfach nur stressig. Es mussten Musiktitel für den Research ausgewählt und vorbereitet und die Osterfeiertage nun musikalisch geplant werden. Dazwischen probierte ich einige Ideen mit einem Techniker für die Gewinnspiele aus, leider bisher nicht zu 100% überzeugend. Da müssen wir uns nochmal dransetzen.
emeliAm Abend besuchten zwei der Musikredakteure und ich das bereits ausverkaufte Konzert von Emeli Sandé. Gefallen hat mir neben der tollen, kräftigen Stimme der Schottin aber auch das Kölner E-Werk. Eine super Location für Konzerte. Natürlich bietet die Arbeit in einer Musikredaktion durch den engen Kontakt zu Plattenfirmen und Künstlern gewisse Vorteile, was Musik und Konzerte angeht. Aber das ist schließlich der Job und ich finde es großartige, eine Leidenschaft zum Beruf machen zu können.

Das letzte Wochenende neigt sich dem Ende zu und ich habe die freie Zeit noch einmal entspannt genossen. Ich habe schon einmal die ersten Sachen in meinen Koffer gepackt. Es warten die letzten vier Arbeitstage der sechsten und letzten Woche hier in Köln auf mich. Ich kann aber jetzt schon sagen, dass ich die Arbeit und die Kollegen vermissen werde.

Amsterdam Klezmer Band

Ich bin zurzeit dabei mich musikalisch ein bisschen weiterzubilden. Ich denke, es kann einem Musikjournalisten grundsätzlich nicht schaden, wenn er sich nicht nur auf sein Gebiet (z.B. Pop/Rock) konzentriert. Und wer wie ich Musikredakteurin im Radio werden möchte, sollte viel kennen, sehr viel sogar. Und deshalb schaue ich mich derzeit verstärkt in der Weltmusik um. Natürlich mag das nicht Jedermann’s Geschmack sein, aber man entdeckt doch immer wieder so manche Perle.

So wie die Amsterdam Klezmer Band. Nein, das ist kein typischer Klezmer, sondern ein wirklich bunter Mix aus Klezmer, Jazz und Balkanmusik. Im Jahr 2006 wurde schließlich der deutsche Produzent Shantel auf die Gruppe aufmerksam und man arbeitete gemeinsam an einem Remix-Album.
Von meinem Chef habe ich den Mitschnitt von einem Konzert in Köln aus dem Jahr 2007 bekommen. Wow!!!

Amsterdam Klezmer Band feat. Shantel mit „Sadagora Hot“

4. Woche #Köln

And time flies…

Die vierte Woche ist vorbei und mittlerweile sehne ich mich nach meiner eigenen Wohnung mit Senseo, Fernseher, Sofa und meinem Hund. Ich wusste, dass das irgendwann kommt. So schön es auch in meiner WG hier in Köln ist, aber innerhalb von sechs Wochen mit einem großen Koffer fühlt man sich nicht wirklich zuhause. Aber nicht falsch verstehen: Es ist super hier! Die Stadt gefällt mir sehr gut, der Frühling ist in den Startlöchern und das Praktikum ist sowieso super… ;)

Am Montag war Fräulein Horler zu Gast im Sender. Für alle, die es nicht wissen, das ist die Sängerin von Cascada. Und Cascada sind die, die für Deutschland im schwedischen Malmö beim Eurovision Song Contest antreten. Den Musikstil von Cascada nennt man Eurodance, also viel elektronisches Uffz-Uffz. Dass Natalie Horler aber eigentlich wirklich singen kann, geht in dem Krach leider unter. Nur mit einer Gitarre hat sie bei uns „Glorious“ unplugged eingesungen. Und da war es klar: der Titel ist ein echt toller Song, besonders in der Unpluggedversion ohne Effekte und elektronische Beats. Aber Cascada ist ja international erfolgreich und bekannt. Vielleicht haben wir mit der Originalversion doch mehr Chancen (Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden…)
Für alle Interessierten hier der Link zur Akustikversion von „Glorious“: http://www.wdr2.de/musik/nataliehorler100.html

Der Dienstag stand für mich ganz im Zeichen von Osterfeiertagen. Ich habe mir Gedanken zur musikalischen Gestaltung von Karfreitag bis Ostermontag gemacht. An Karfreitag soll eher weniger Partymucke laufen, verständlicherweise. Die Ideensammlung ist mithilfe der Musikdatenbank relativ umfangreich geworden.
Außerdem habe ich meiner Kollegin ein ganzes Weilchen beim Musikplanen zugeschaut. Ende der Woche sollte für mich nämlich endlich Tag X kommen…

Am folgenden Tag war die gesamte Musikredaktion in einer Klausurtagung und ich war mit der freien Kollegin allein. Da wir uns super verstehen, ist der Tag wie im Flug vergangen. Ich habe mir viele Notizen zur Musikplanung gemacht, von Shortcuts über Wichtigkeiten bis hin zu Vorsichtigkeiten. Mir hat der Kopf geraucht. Und das lustigerweise, während die Welt gespannt auf weißen Rauch wartete, den es am Abend schließlich auch gab.

Am Donnerstag war es dann endlich soweit: ich durfte zum ersten Mal in meiner bisherigen musikjournalistischen Praxis Musikprogramm planen (das Studium jetzt einmal ausgenommen). Bei den meisten Wellen ist die Musikplanung Hoheitsgebiet erfahrener Musikredakteure. Mehr als zuschauen ist da für Praktikanten bzw. Hospitanten leider nicht drin. Aber der Musikchef hat von Anfang an betont, dass ich das auf jeden Fall innerhalb meiner sechs Wochen lernen solle. Für einen Tag habe ich schließlich fast den ganzen Tag gebraucht. Ich werde jetzt nicht erklären wie komplex die Planung ist und auf welche Dinge man dabei achten muss. Das haben verschiedene Praktiker und Wissenschaftler schon ausführlichst getan. Und auch ich als Teil meiner Diplomarbeit.
Gushurst, Wolfgang (2000): Popmusik im Radio. Baden-Baden, Nomos.
Schramm, Holger (Hrsg.) (2007): Musik und Medien. Baden-Baden, Nomos.
Overbeck, Peter (Hrsg.): Musikjournalismus. Konstanz, UVK.
La Roche, Walther von; Buchholz, Axel (Hrsg.) (2009): Radio-Journalismus. Berlin, Econ.
Am Ende des Tages war ich einfach nur geschafft. Immerhin ging es mit den Kollegen zu einer Afterworkparty und ich konnte richtig entspannen…

Am Freitag war ich nicht nur total übermüdet (zum Glück aber auch die Kollegen ;)), sondern durfte gleich einen weiteren Tag planen. Am Abend gab es dann die Korrektur vom Musikchef. Und es war gar nicht mal so viel zu ändern. Ich hatte mich mal mit den Werbezeiten vertan und einen etwas ruhigen Titel zum Opener gemacht. Kann beim ersten Mal passieren… ;)

Am Wochenende gab es einen Besuch von Robbie Williams in Köln. Die Mitarbeiter durften an diesem Tag aber nicht ins Gebäude. Irgendwie verständlich. Schon peinlich genug, wenn draußen Menschenmassen von Fans stehen und auf ihren Star warten…

3. Woche #Köln

Nach der dritten Woche ist nun schon Halbzeit für mich in Köln. Ich bin wirklich überrascht wie schnell die Zeit vergeht, aber das liegt wohl daran, dass mein Praktikum alles andere als langweilig ist…

Am Montagmorgen bin ich nicht den schon gewohnten Weg in meine Redaktion gegangen, sondern ein paar Straßen weiter in einen ziemlich schicken, gläsernen Bau. Für die nächsten drei Tage sollte ich nämlich der Musikredaktion einer anderen WDR-Welle beiwohnen. Zunächst gab es natürlich den obligatorischen Rundgang, damit man auch weiß, wo sich was befindet. Und schon da fiel mir auf, wie sehr sich dieser Sender von meinem „eigentlichen“ Praktikumssender unterscheidet. Natürlich ist die Musikfarbe und somit auch die Zielgruppe eine völlig andere. Dementsprechend angepasst ist Themenauswahl und die Ansprechhaltung. Vor allem aus der Theorie wusste ich das natürlich, aber nun hatte ich den direkten Vergleich. Wie sich in den folgenden Tagen herausgestellt hat, ist auch die ganze Struktur in der redaktionellen Arbeit komplett anders. Aber für die Ausrichtung des Programms natürlich optimal.
Nach dem morgendlichen Meeting, das für alle Mitarbeiter war, egal ob fest oder frei (in der anderen Redaktion findet jeden Morgen ein Meeting der Musikredaktion statt, aber nicht des ganzen Senders), folgte eine kleine, aber ausführliche Technikschulung. Wie funktioniert das System, wie lege ich einen Beitrag, wie schneide ich Audiomaterial und und und. Ein Großteil dieser Informationen war mir schon bekannt. Innerhalb der Rundfunkanstalt verwendet man (in den meisten Fällen) ja die gleiche Software. Auch das Audioschnittprogramm war logischerweise das gleiche. Interessanterweise sind die Shortcuts aber völlig andere, was mich am nächsten Tag mächtig durcheinenander brachte…
Schließlich ging es an die Arbeit. Diverse Recherchen, Musiknachrichten – und Interviewvorbereitungen für die nächsten beiden Tage. Da sollte ich nämlich Interviews mit Künstlern führen. Das hat mich sehr gefreut, denn so etwas schult ungemein. Ich habe mittlerweile schon einige Musiker/Sänger/KünstlerInnen interviewt, aber nur für’s Privatradio. Jetzt hatten die Fragen glücklicherweise eine andere Dimension: tiefergehend und dadurch journalistisch gehaltvoller. Eine tolle Chance!

Der Dienstag begann für mich mit der Vorbereitung auf das nächste Interview. Ja, so ist das beim Rundfunk. Ein Highlight jagt das nächste… ;) Am Nachmittag traf ich dann ein ungewöhnliches Frauentrio und führte ein ordentliches Interview. Es hätte von meiner Seite aus besser laufen können, aber ich war doch ziemlich nervös. Das war ich bei Interviews eigentlich schon lange nicht mehr, aber ehrgeizig wie immer wollte ich alles so gut wie möglich machen und vor allem die Musikredaktion nicht enttäuschen. Die Band war zum Glück bestens aufgelegt und so wurde ich im Verlauf der knapp halben Stunde dann doch etwas relaxter.
Und was folgt auf ein Interview? Genau, das Audiomaterial schneiden. Das ist bei mir mittlerweile eigentlich auch Routine, aber diese verflixten Shortcuts habe ich ständig verwechselt! Ist aber auch echt bescheuert, dass jede Welle da irgendwie ihr eigenes Ding durchzieht… Naja, am Ende hat doch alles geklappt und ich habe die interessantesten Antworten schön angetextet für die Sendungen am Abend. Die betreuenden Redakteure waren sehr zufrieden mit meiner Arbeit.

Am nächsten Tag hatte ich mich schon richtig an das frühlingshafte Wetter mit über 15 Grad und Sonnenschein gewöhnt, sodass ich gleich am Morgen einen aufstrebenden jungen US-Amerikaner interviewen durfte. Gut vorbereitet und beim zweiten Mal etwas vertrauter mit der Technik, ist das Gespräch richtig gut gelaufen. Ich hatte wieder einmal Glück, dass der Sänger zwar Jetlag hatte, aber extrem gut gelaunt war. Künstler sind ein ganz besonderes Völckchen und man weiß nie, was auf einen zukommen wird.
Danach folgte der übliche Schnitt, also das Kürzen und „Säubern“ von Antworten. Es ist die journalistische Pflicht eine Aussage nicht zu verdrehen oder zu verändern. Nur gibt es sehr viele Menschen, die eine Ewigkeit um den heißen Brei herum reden und nicht zum Punkt kommen. Meistens wiederholen sie sich dann auch noch. Und im heutigen Radiofluss ist eine drei- bis vierminütige Antwort einfach zu lang. Erstens will das kein Durchschnittshörer hören und zweitens ist das für ein Nebenbeimedium einfach zu anstrengend (dies gilt für Musiksender; Wort- und Kultursender sind hierbei natürlich ausgenommen). Deshalb wird gekürzt auf ca. 20 Sekunden. Ich kann aber aus Erfahrung sprechen, dass das manchmal extrem schwierig ist. Dann wiederum hilft nur die An- und Abmoderation dementsprechend zu gestalten, damit der Hörer den O-Ton auch versteht. Das Schneiden macht mir eigentlich Spaß, aber das Interview zu scripten, finde ich einfach nur ätzend. Aber da muss man eben durch…

Am Donnerstag war ich wieder zurück in meiner „alten“ Redaktion und wurde freudig empfangen. Da ich drei Tage nicht da war, ist auch Einiges an Arbeit liegen geblieben. Ich habe Texte für das Internet verfasst und angefangen ein weiteres Interview vorzubereiten. Der Tag war vor lauter Arbeit schneller rum als er überhaupt angefangen hatte und ich bin abends einfach todmüde ins Bett gefallen.

Auch wenn die Arbeit in der Redaktion viel Spaß macht, freue ich mich trotzdem auf das Wochenende. Wer tut das auch nicht? ;) Am Freitagvormittag durfte ich einen Beitrag produzieren. Es sollte ein Interview mit einer englischen Künstlerin sein. Dementsprechend ist so ein Beitrag ein bisschen aufwendiger: Die Fragen wurden von der Autorin noch einmal extra auf Deutsch eingesprochen, darauf folgen die Antworten der Küstlerin natürlich auf Englisch. Dazu kam dann noch eine Übersetzung als Overvoice, die auch noch einmal eingesprochen werden musste. Dazwischen Musik aus dem neuen Album. Mit dem Endprodukt war ich schließlich sehr zufrieden. Und es ist doch eine Erleichterung, wenn man einen Techniker hat, der alles so produziert, wie man sich das wünscht. Vor allem, weil er das als Beruf gelernt hat und extrem schnell fertig ist. In der Hochschule muss ich das alles selbst machen – und dadurch dauert das leider manchmal etwas länger…
Am Nachmittag konnte ich der Besprechung und Umsetzung von Research-Ergebnissen beiwohnen. Die Musikredaktion, in der ich hospitiere, verwendet zur Programmplanung derzeit noch keine regelmäßigen Research-Ergebnisse. Ab April soll das aber auch hier der Fall sein und darüber freuen sich die Musikredakteure. Denn in kaum einer Musikredaktion der größeren Radiowellen wird heutzutage ohne Music Research gearbeitet. Hierbei werden Musiktitel auf Bekanntheit, Beliebtheit und Burnout (= geht den Hörern auf die Nerven) getestet. Solche Musiktests sind kostspielig, aber dadurch können die Musikredakteure das Musikprogramm genauer auf die Bedürfnisse ihrer Hörer ausrichten.

Eine aufregende dritte Woche liegt hinter mir. Nach der Hälfte des Praktikums muss ich sagen, dass es bisher für mich sehr erfolgreich ist. Ich darf sehr viel machen und ausprobieren. Man traut mir sehr viel zu, was mir im Endeffekt nur zugutekommt. Hoffen wir, dass das so bleibt!

2. Woche #Köln

Und schon ist ein Drittel meiner Zeit in Köln wieder vorbei. Nach einem aufregenden und schönen Wochenende mit Besuch, bin ich heute bereits wieder in eine neue Arbeitswoche gestartet. Aber eine Woche zurück…

Der Montag war ein Tag voller Überraschungen und Neuigkeiten. Nachdem ich in der Nacht kaum Schlaf gefunden hatte und am Morgen von Schneeregen begrüßt wurde, hatte ich eigentlich nicht wirklich Lust ins Funkhaus zu fahren. Aber hilft ja nichts, da musste ich durch. Auf dem Weg erreichte mich ein Anruf vom Hessischen Rundfunk, dass meine Bewerbung erfolgreich war und ich für die nächsten Semesterferien nun sicher einen Praktikumsplatz habe. So etwas hört man natürlich immer gerne.
Im Funkhaus angekommen machte ich Bekanntschaft mit einer weiteren freien Musikredakteurin, die nur alle zwei Wochen für diesen Sender arbeitet. Wir haben uns nicht nur sehr gut verstanden, sondern sehr viele Gemeinsamkeiten entdeckt. Vom selben Studiengang (nicht das Aufbaustudium an der Musikhochschule, sondern das davor an der Uni), den gleichen Redaktionen mit den selben Kollegen bis hin zu gleichen Freizeitbeschäftigungen. Wir hatten extrem viel Gesprächsstoff, den wir so gut wie möglich versuchten in den kleinen Mittagspausen abzuarbeiten… ;)
Am Vormittag des selben Montags sollte aber noch mehr passieren: der Redaktionsleiter legte mir eine interne Stellenausschreibung vor. Und das nach gerade mal einer Woche! Ich war baff… Und bin es immer noch. Es handelt sich um eine Hörfunkredaktion des WDR – natürlich im Bereich Musik. Ich werde mich auf jeden Fall bewerben und wenn es klappt, werde ich wohl längerfristig nach Köln ziehen und das Studentenleben (endlich) beenden. Drückt mir die Daumen!
Am Nachmittag waren die beiden schnieken Jungs von Hurts zu Gast für mehrere Interviews und eine Live-Session. Ich habe mittlerweile einige Künstlerbesuche während meiner Praktika mitbekommen und auch ein paar selbständig betreut. Faszinierend war hier allerdings der betriebene Aufwand – im positiven Sinne. Simultan-Übersetzer, Toningenieur, Fernsehmenschen, Redakteure, Verpflegung und und und. Da die meisten Künstler mehrere (oder sehr viele) verschiedene Radiostationen während ihrer Promotour besuchen, konnte ich die Ergebnisse im Internet vergleichen. Ohne voreingenommen zu sein: Der Aufwand hat sich für meine Redaktion gelohnt. Das Video war eindeutig erste Klasse, es waren ja auch Profis am Werk. Die Tonqualität ist trotz komprimierter Internetversion faszinierend. Und ganz nebenbei: Hurts haben mich bei ihrer Akustiksession musikalisch wirklich beeindruckt. Hut ab!

Der Dienstag war etwas entspannter. Wir haben schon morgens viel gelacht, am meisten über uns selbst. Und die mittelmäßige Verköstigung in der Kantine. Naja, immerhin wird man satt – und so schlimm wie die Mensa in der Hochschule ist es lange nicht. Die Mittagspause wurde ebenfalls genutzt, um für die Redaktion einen neuen Wasserkocher zu besorgen. Der Alte hat nach langjährigem treuen Dienst leider am Vortag den Geist aufgegeben.

Am Mittwoch konnte ich meine Aufgaben zum Thema Echo-Verleihung abschließen. Und das zur Zufriedenheit der Redakteure, die meine Arbeit abgenommen haben. Endlich konnte ich mit meinem größeren Projekt beginnen: ein 80er-Tag an Ostern. Ich bin zwar in den 80ern geboren und würde behaupten, dass ich diese Dekade musikalisch relativ gut einordnen kann, aber meine Recherche führte so einige interessante Fakten ans Licht. Und da geplant ist auch vermehrt seltenere Songs zu spielen, konnte ich viele (zu Recht) unbekannte Musik hören. Dieser 80er-Tag soll für die Hörer nostalgisch sein, also versuche ich mich richtig in die Zeit hineinzufühlen. Bin gespannt, wie das noch weitergehen wird…
Am Abend habe ich dann auch endlich mein erstes Kölsch getrunken. War sogar mehr als eins und lecker. Und das sagt eine Weintrinkerin!

Am Donnerstag fühlte sich einer meiner Kollegen im morgendlichen Meeting wie in der Muppetshow. Ja, wir hatten einmal wieder sehr viel Spaß. Man merkt einfach richtig, dass alle wirklich gerne in dieser Redaktion arbeiten. Und trotz der manchmal vielen Albernheiten wird äußerst gewissenhaft gearbeitet. Das verdient absolut meinen Respekt.
Höhepunkt des Tages war die Nachricht, dass es Currywurst in der Kantine gibt. Obwohl die Laune schon sehr gut war, hatte ich das Gefühl mit einer Rasselbande die Kantine aufzusuchen… Aber die Aufregung war begründet: Die Currywurst war sehr gut. Und danach alle sehr, sehr satt.

Der Freitag war geprägt von Mauerfall, Dirty Dancing, Zauberwürfeln, NDW, Karottenhosen, Madonna, König von Deutschland, New Romantics, Helmut Kohl, Michael Jackson, dem ersten PC, Schulterpolstern, Poppern, Atari, Aerobic, E.T., Duran Duran und Tennissocken… Wenn ihr jetzt wisst, um was es geht, dann ist mein Projekt auf einem guten Weg. ;)

Immer wieder erfrischend war die ganze Woche über, dass ich mir das Büro mit einem Techniker teilen durfte. Wir verstehen uns sehr gut, helfen uns gegenseitig weiter („Klingt es so oder so besser?“ vs. „Kennst du den Titel „Trenchcoatman“ von Fabrique?“) und ich schmunzle darüber, wenn sich seine Software einmal wieder aufhängt. Daraufhin erklärt er mir immer wieder, warum er gerne das Konkurrenzprogramm benutzen würde, mit dem wir auch an der Hochschule arbeiten. Mal schauen, vielleicht zitiere ich ihn in meinem Praktikumsbericht…